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DAS T.S.Ø!

Dazu missbrauchen wir u.a.

Werke von den

 

Rolling Stones, Beatles, Steve Miller Band

Crowded House, Band of Horses

Foo Fighters, Kings of Leon, The Cure

Spin Doctors, New Radicals

Smashing Pumpkins, Grand Funk Railroad 

Doobie Brothers, Kinks, Tom Petty

Midnight Oil, Matchbox 20, ZZ Top, Billy Idol

Eagles, Offspring, Bryan Adams

Eagle Eye Cherry

Besetzung

Rainer Boden   vocals, guitar, percussion

Karsten Dudek   bass

Bernd Röhrig   vocals, guitars

Michael Schröter    drums, vocals

Ekkehard Witzke    vocals, guitars, keyboards

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Wir jagen unsere Gitarren durch altmodische Röhrenverstärker, beschimpfen unser Publikum, glauben an die Wiedergeburt des Rock'n'Roll - Lärm wird wieder zur Schönheit- & sind trotzdem keine langweilige Oldie-Band.

Der Gründungsmythos

Auf einer Geheimtagung des ZK der SED in Wandlitz im Frühjahr 1977 wurde auf Initiative des Genossen Mielke einstimmig beschlossen, der vom Klassenfeind aus auf unsere Republik zurollenden Welle sogenannter "Punk"-Musik dieses Mal rechtzeitig ein eigenes, hochwertiges Erzeugnis - Punk made in G.D.R. - entgegen zu stellen. Der viele Ärger mit den Beat-Combos Mitte der 60er war unvergessen.Der Vorsitzende des FDJ-Zentralrates Egon Krenz wählte persönlich eine handvoll bewährter, zuverlässiger Kader der DDR-Singebewegung aus und schickte sie mit einer IL-18 der AEROFLOT in das Trainingslager nach Mittelasien.Die Tatsache, dass außer dem turkmenischen Rundfunk nur ein paar verstaubte Bänder mit schlichter Beat-Musik aus den frühen Sechzigern als Übungsmaterial zur Verfügung standen, erwies sich nicht als so tragisch, wie zunächst befürchtet.Das Debüt der ersten sozialistischen Punk-Kapelle fand in der Bezirkshauptstadt Dresden statt. Das von keinem West-Rundfunk- oder -Fernsehsender vorbelastete Publikum erkannte den Fehler nicht und war vom "Punk" des sogenannten T.S.O. (Arbeitstitel des FDJ-Zentralrates: Turkmenisches Singegruppen-Orchester) begeistert.Allerdings bekam der überraschende und schnelle Ruhm den Jugendfreunden nicht. Sie verkamen sehr rasch, vergaßen ihren Parteiauftrag, zerstörten bei ihren Auftritten nach exzessivem Alkoholgenuss reihenweise hochwertige Instrumente aus dem Exportsortiment des VEB Vermona und fanden sich bald im verheerenden Teufelskreis zwischen Klubbühnen, Wohnheimbars und ständig wechselnden Internatsbetten. Der Rest ist Kult.

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Vielleicht war es auch etwas anders

Gegen Ende der Siebzigerjahre des letzten Jahrhunderts dilettierten einige Dresdner Studenten aus Langeweile und Übermut an schrottreifen Instrumenten der berüchtigten Marke "Vermona".
Eine im abgrundtiefen Alkoholrausch zelebrierte Session, die von etlichen durchgeknallten Verstärkern, zerborstenen Trommelfellen und fliegenden Rotweinpappbechern flankiert war, wurde voneinigen zufällig Vorbeikommenden als Konzert missverstanden. In sehr konsequentem Irrtum verbreiteten sie fortan die Mär, die erste Punk-Band der DDR erlebt zu haben.
Der Abend war bis in den hellen Morgen von Freibier ohne Ende begleitet und endete für die Akteure in schönen warmen Internatsbetten, deren Inhaberinnen sich in der frühen Mittagssonne auch noch als ansehnlich erwiesen.
Als sie sich am Nachmittag vor dem Tresen wiederfanden, wussten sie noch nicht, dass sie eine Kult-Kapelle gegründet hatten.

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So mag es gewesen sein, oder
eben doch anders

Man schrieb das Jahr 1977. Beiderseits der innerdeutschen Grenze wurden soeben hastig in Sichtweite Mittelstreckenraketen aufgebaut, als auf der Brüsseler NATO-Ratstagung von einer Expertengruppe ein ebenso verblüffend einfacher wie genialer Vorschlag unterbreitet wurde: Man solle in Moskau einen eigenen Mann in die Führungsspitze schleusen, der erst die Klassiker des Marxismus-Leninismus verunglimpft und dann den ganzen Ostblock implodieren lässt. Dazu bedurfte es allerdings zunächst einer wirkungsvollen Desorientierung der Massen. Der flächendeckende Abwurf von Bierbüchsen schied aus. Wegen der Raketen und weil die meisten Ostler sie nicht aufgekriegt hätten. Alternative: Sex & Drugs & Rock'n Roll. Vorhandene Musiker in der DDR rockten entweder für den Frieden, machten gepflegte Jugendtanzmusik oder waren fest in der Hand des FDJ-Zentralrates. Etwas Neues musste her. - Der kürzeste Weg von der Botschaft der Bundesrepublik in Prag führte nach Dresden, einer seltsamen Stadt im Elbtal, in der es nicht einmal Westfernsehen gab. Kurz nach der Ankunft wurden zwei BND-Spezialisten fündig: Ein halbes Dutzend prachtvoll desolater Subjekte am Tresen einer Espresso-Bar. Es bedurfte lediglich einer Flasche rumänischen Weinbrands und weniger lenkender Worte, um die spontane Gründung einer Band zu initiieren. Wieso sie sich T.S.O. nannten, wusste hinterher keiner mehr. Sie kannten ja auch nicht den Arbeitstitel des BND: terroristisch-süchtig-obszön...
Das ganze schien ein Selbstläufer zu werden. Vermona - Verstärker, denen niemand ansah, dass sie mit D-Mark gesponsert waren, wurden reihenweise vernichtet, Gitarren splitterten und Trommler stürzten samt Equipment von der Bühne. Das Publikum war begeistert bis außer sich, die Sicherheitskräfte ratlos. Die erhoffte Flächenwirkung blieb dennoch aus. Die frischgebackenen Musiker kaprizierten sich nämlich rasch auf Selbstzerstörung. Alkohol bis zum Exzess, Frauen ohne Ende, kompletter Realitätsverlust - die subversive Kapelle, die den Untergang des Sozialismus einläuten sollte, versank im Bermuda-Dreieck zwischen Wohnheimbar, ständig wechselnden Internatsbetten und Klo. Der Rest ist Legende.

Vielleicht war es auch noch anders. Wer weiß. Immerhin bleibt festzuhalten: Wir stammen noch aus einer Zeit, wo vieles möglich war. Heute ist es viel schwieriger, eine berühmte Kapelle zu gründen.

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Die wahren Gottväter des Punk

Ging es nicht darum, die alten Strukturen anzugreifen? Die klassischen Werte der Kunst zu persiflieren? Kalkulierte Lärmorgien waren die Folge, durchdacht bis zum letzten Feedback. Wahrhafte Amateure ohne jeglichen musikalischen Background traten an, der Welt zu zeigen, was wahre Kunst ist.
Nein - Genies, wie es nur Wenige in jedem Jahrhundert gibt, traten mutig an um ihren Weg zu gehen. Ihr Kampfplatz für den Frieden war die Bühne, getragen wurde diese auf den Schultern der treuen Anhängerschaft, die sich aus freiwilligen, meist angehenden Werktätigen, oftmals angehenden Alkoholikern und Nichtwerktätigen (aus Überzeugung, versteht sich!) zusammensetzte. Welch ein Bild! 
Was muss es für die Künstler bedeutet haben, sich von Establishment und Neidern als Dilettanten beschimpfen zu lassen? Man kann es sich kaum vorstellen, wie sie gelitten haben müssen, wie sehr ihr Ego oft verletzt wurde....zu Unrecht, wie man heute weiß. Nein, es war kein Faschingsgag, es war der Aufbruch in eine neue Ära der Musikgeschichte, damals im Jahre 1977.

In diesem Kontext war es wichtig, auch Äußerlichkeiten zu zelebrieren: Sich nicht in einer Staatskarosse zum Auftritt chauffieren zu lassen. Nein, selbst im Trabant die Instrumente transportieren, was für eine Idee. Einfach genial. Das entsprach genau der Bewegung der damaligen Zeit.

Wie man heute weiß, folgten viele ihrem Beispiel. Ganze Wellen folgten, New Wave, Synthy-Pop, Grunge bis hin zum Cross-over, etc.....selbst zum Techno zieht sich der Faden. Ja - ohne das T.S.O. wäre ein Herr Bohlen nie auf die Idee gekommen, einfachste Noten zu verwenden und sich beschimpfen zu lassen. Verona Feldbusch, Jürgen Drews, Frank Zappa, Guns & Roses, es sind nur einige Beispiele für treue Gefolgschaft.

Dabei hat alles mit einem Klassiker angefangen: Satisfaction! 

Und sie erhielten Satisfaktion. Das Bundesverdienstkreuz - gleich einer Heiligsprechung - verliehen im Jahre 1989, kurz nachdem sie ihr Exil aufgaben, quasi die Großkommune DDR mutig auflösten, in der sie fernab aller materiellen Einflüsse, fernab aller unerheblichen Zivilisationsentwicklungen gelebt hatten. Sie rissen die Mauern ein und zogen aus, der Welt zu zeigen, dass es etwas anderes gibt, als Millionen von CD's zu verkaufen, in Villen zu leben und ständig um die Welt jetten zu müssen, ständig dem Alkohol und den anderen niederen Genüssen zu fröhnen und dabei die Basis, den Grundgedanken ihres Handelns zu verlieren. 

Heute hat jeder der Bandmitglieder seinen eigenen überschaubaren Ashram gegründet, mit Frauen die es zu schätzen wissen, dass sie sich in der Nähe dieser Götter aufhalten dürfen, sie erwählt und gleichsam geadelt wurden. Die Nachkommen, die Göttersöhne und -töchter, wohl verteilt an den wahren Schaltstellen der Kunst und des Weltgeschehens. Berlin als Nabel der Welt. Dresden die vermeintliche Hauptstadt der Punk-Bewegung.

Wer hätte gedacht, dass es diese Bewegung noch immer mit der gleichen Intention gibt? Schauen wir einmal genau hin, z.B. auf Dresdner Strassen: Kommt es nicht hin und wieder vor, dass am Samstagvormittag, (jeder andere Tag wäre auch denkbar) biertrinkende, strubbelpeter-gestylte, ca 40-50-jährige Anhänger des Kults, sich konspirativ vor der guten alten Kaufhalle treffen? Und wer kennt diesen Anblick nicht: Was wie eine achtlos weggeworfene Bierdose aussieht im Gebüsch, geknickt und zerkratzt ist der heimliche Versuch, die alten geheimen Grüße der Anhänger wieder zu beleben. Der Versuch, Technik mit Natur zu vereinen, die Technik in ihren letzten Zügen zurückzubringen. Die hilflose, angeschlagene Dose symbolisiert nur allzu deutlich: sie muss, nein, sie will zurück zur Natur ! 

Aber sagen Sie selbst, ob Sie als geneigter Leser dieser Ode an die Schrecklichkeit, nicht auch mit dieser Bewegung doch stärker verbunden sind, als Sie bisher dachten. Eine Frage, die nur jeder selbst für sich beantworten kann und auch wenigstens einmal im Leben beantworten sollte. 


Brian Schlonhoff

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